Samstag, 12. März 2016

Die Leichtigkeit des Sommers

Es war ein warmer Sonntagmorgen, ich lag noch im Bett und genoss die Sonne, die durch mein Fenster hinein schien. Es war gerade mal acht Uhr und außer mir schienen noch alle zu schlafen. Es war einer dieser Sonntage im Sommer, in denen man die Schönheit des Seins fast mit den Händen greifen kann. Heute hatte ich keine Verpflichtungen, keinerlei Hausaufgaben, Referate oder lernen für Klausuren. Ich war frei und jung. Es fehlte mir an nichts.

Ich blieb bis um kurz vor neun im Bett liegen, dann stand ich auf, denn unser Hund Charlie kam in mein Zimmer und wollte wohl Gassi gehen. Ich zog mich an, schrieb einen Zettel für meine Eltern und ging in den Wald. Mein Ziel war ein kleiner See, mitten im Wald. Charlie hüpfte aufgeregt neben mir hin und her, er fühlte wohl meine Euphorie. Als wir den See erreicht hatten, sprang er natürlich zuerst hinein, ich folgte ihm, nachdem ich meine Sachen ausgezogen hatte.
Ich spürte das kühle Wasser an meinen Zehen, langsam ging ich immer weiter rein. Charlie stieg gerade aus dem Wasser als ich die ersten Schwimmzüge tat. Er bellte irgendetwas im Wald an, ich war etwas beunruhigt. Ich rief ihn zu mir und er ließ von der vermeintlichen Gefahr ab, er sprang zurück ins Wasser und wir badeten zusammen, bis ich etwas fröstelte und aus dem Wasser stieg um mich zu sonnen. Die Strahlen wärmten mich schnell wieder auf.
Ich war wohl eingeschlafen, denn ich wachte von einem Knacken eines Astes hinter mir auf. Ich wandte mich um und da stand sie.
Wunderschön in ihrem weißen Sommerkleid. Emily eine neue Mitschülerin, sie zog vor vier Wochen aus Hamburg hier her in unser verschlafenes Nest. Ich mochte sie schon, seit ich sie zum ersten Mal auf dem Schulhof sah. Wir gingen in denselben Biologie- und Englischkurs.
Und jetzt plötzlich steht sie hier, vor mir im Wald, wie ein Tagtraum. Es ist das erste Mal, dass ich sie außerhalb der Schule sehe. Sie grüßte schüchtern und wollte sich gerade zum Gehen umwenden als ich aufstand und sie aufhielt. Ich fragte wie sie hier her gefunden hätte, sie blickte hinunter auf ihre Zehenspitzen, die in blauen Ledersandalen gehüllt waren. Sie wurde leicht rot und antwortete, sie hätte zufällig diesen Weg eingeschlagen, als sie den Wald erkundet hatte.
Ich glaubte ihr nicht, denn kaum einer wusste von diesem See, da es keinen Weg hier her gab.
Aber es war mir egal, ich wollte sie nur noch küssen, das war alles woran ich noch denken konnte, mein Herz klopfte so unglaublich laut. Ich konnte mich kaum noch darauf konzentrieren irgendetwas zu sagen, oder an etwas anderes als sie zu denken.
Charlie kam mir zur Hilfe, er stieg aus dem Wasser und schüttelte sein nasses Fell genau hinter mir, so dass die kalten Wassertropfen klatschend meine Haut trafen und mich aus meiner Trance holten. Wir mussten beide lachen, endlich war diese angespannte Stille vorbei.